Episode 06: “Ich finde es super, dass Sie in Ihrem Alter noch mit Tennis spielen angefangen haben.”

 

Die Trainerstunde läuft super, meine Peers halten sich wacker, der Trainer jagt uns über den Platz und ich laufe zu Höchstleistungen auf. Ich schaffe es die Bälle über das Netz zu spielen, halte den Schläger fest im Kontinentalgriff und laufe in 50 Prozent der Fälle auf der richtigen Seite vom Feld. Kurz gesagt, ich bin sehr zufrieden mit meiner sportlichen Leistung. So sieht das wahrscheinlich auch meine Mitspielerin, denn sie möchte mir ein Kompliment aussprechen: “Ich finde es super, dass Sie in ihrem Alter noch mit dem Tennis spielen angefangen haben.” 

Moment… was? Ich schau mich sicherheitshalber noch einmal um und halte Ausschau nach etwaigen anderen Mitspieler*innen, die ich im Eifer des Gefechts eventuell übersehen habe. So ein Tennisplatz ist nicht allzu groß, trotzdem komme ich mir gerade auf meiner Hälfte ziemlich verloren vor. Und so ist es auch, ich stehe alleine auf dem Court. Vielleicht hätte es auch die Tatsache verraten können, dass sie mir bei ihrer Aussage direkt in die Augen sieht. Nun, es dämmert mir, damit bin tatsächlich ich gemeint. Was heißt hier anfangen? Es stimmt schon, dass ich zu dem Zeitpunkt erst vor etwa sechs Wochen das erste Mal in meinem Leben einen Tennisschläger in der Hand hielt und in den Jahren bis dahin jeden Tennisplatz gemieden habe. Nach meiner Eigeneinschätzung spiele ich auch schon ganz ordentlich, man könnte meinen ich sei schon ein routinierter Spieler und kein Anfänger mehr. Nach kurzer Rückfrage bekomme ich eine Bestätigung vom Trainer, meine Spielstärke sei so bei irgendwo schlechter als 10 anzusiedeln – wenn ich denn eine ITN Nummer hätte. Da ist also noch Luft nach oben. 

39er als Tennis-Geburtstag (Aufschlag üben)

39er als Tennis-Geburtstag (Aufschlag üben)

Aber da war noch etwas: Ich bin gesiezt worden. “Erst vor Kurzem begonnen” impliziert nun auch, dass ich nicht schon seit meiner frühen Jugend, sondern erst seit dem ich 41 Jahre alt bin auf dem Tennisplatz stehe. Nun lässt sich meiner Meinung nach die psychophysische Beziehung in der Sinnesphysiologie des Alters treffend über das Weber-Fechner-Gesetz formulieren: Ein linearer Zuwachs des subjektiv empfunden Alters entspricht dem Logarithmus des objektiv messbaren Zuwachses. Anders ausgedrückt: Ich fühle mich gar nicht so viel älter als ein 20-Jähriger. Aus der umgekehrten Perspektive sieht das aber vielleicht anders aus.  

Aus meiner Perspektive nehme ich das selbstverständlich hin, dass meine Mitspieler*innen oft viel jünger sind als ich und fühle mich der Community zugehörig, ob auf dem Platz oder bei einem Bier danach. Die Circle 8 Community ist sehr jung, aber auch sehr inklusiv und offen. Das macht einen großen Teil des Charms der Community aus. Allerdings vermute ich, dass die Definition der Altersgruppe für die Zielgruppen-Analyse wegen mir um ein paar Jahre ausgedehnt wurde.

Es mag daran liegen, dass die Community bei Circle 8 so großartig ist, dass ich nie das Gefühl hatte Anfänger zu sein, von Beginn an, bei den internen Spiel-Sessions teilgenommen und einfach gerne Tennis gespielt habe, sodass ich einfach vergaß, dass ich erst vor Kurzem mit dem Tennisspielen begonnen hatte. Ebenso hat der Altersunterschied nie eine Rolle gespielt, weder auf dem Platz, noch bei einem Getränk am Abend und gesiezt bin ich bis auf dieses eine, gut gemeinte Mal auch nicht mehr. So dass ich immer wieder gerne zum Platz kam, sei es um Sport zu machen oder einfach andere Community Member zu treffen. Tennis ist einfach für jede/n was – egal welches Alter ;-)

-M.W

 
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