Episode 15: “Head Coach Thomas im Gespräch mit Florian Jauk”

Interview mit Head Coach Thomas

Seit einigen Wochen gibt es ein neues Gesicht in der Circle 8-Familie. Der 36-jährige Thomas
ist der neue Headcoach, betreut das Damen und Herren Meisterschaftsteam, steht aber auch
gerne mit allen anderen Circle 8 Mitgliedern am Platz. Im Gespräch mit Florian Jauk erzählt
er über seine ersten Schläge, die Zeit als Tennisprofi und über Zukunftspläne mit Circle 8.


Florian Jauk: Herzlich Willkommen, Thomas! Wie bist du auf Circle 8 gestoßen?

Thomas: Das war ein glücklicher Zufall. Ich war Leistungstrainer in Traiskirchen und war auf
der Suche nach einer neuen Stelle als Tennistrainer. An einem Abend habe ich dann auf
Facebook eine Ausschreibung von Circle 8 gesehen und war zuerst verwundert, weil ich
dachte, dass ich eigentlich alle Clubs hier in der Umgebung kenne, von Circle 8 habe ich davor
aber noch nicht gehört. Ich habe mich dann telefonisch gemeldet und alles ging sehr schnell.
Max und Kevin kennen außerdem meinen kleinen Bruder, der nach wie vor Bundesligaspieler
ist, das hat den Prozess sicher beschleunigt. Ich habe dann zuerst Max kennengelernt und ich
bin auf die Anlage gekommen. Wir haben geplaudert, er hat mir die Möglichkeiten hier
gezeigt und es hat für mich sofort gepasst, weil es einfach sehr schön hier ist und man merkt,
dass alles mit viel Herzblut hergerichtet ist. Ich habe sofort gespürt, dass jemand mit
Überlegungen dahinter ist, das hat mir gefallen. Das ist anders als bei anderen Tennisclubs,
bei denen man sich verstellen muss. Bei Circle 8 kannst du ganz Du selbst sein, das ist
einzigartig.

Wie gut hast du dich schon eingelebt?

Sehr gut! Alle sind super lieb, man merkt, die Leute sind motiviert und wollen etwas lernen.
Das ist das Beste für mich, weil ich stehe ja die meiste Zeit mit ihnen auf dem Platz. Für alle,
die etwas lernen wollen, bin ich definitiv der Richtige.


Was war dein erstes Tennisverein und erinnerst du dich noch an die ersten Trainings?

Mein erster Verein war in Polen – meiner Heimat – wo ich mit fünf Jahren auch begonnen
habe zu spielen. Wir sind dann nach Wien gezogen, dort gab es einige gute Trainer, meine
Ambitionen waren hoch und ich habe gefühlt meine ganze Kindheit mit Tennis verbracht.
Schnell hat mich das Tennisfieber gepackt, allerdings leider auch der Verletzungsteufel. Mit
14 habe ich dann aufgehört und vier Jahre gar nicht mehr gespielt, bis ich mit 18 im
Leistungszentrum in der Südstadt mit Trainern wie Günther Bresnik und Wolfgang Thiem
meinen Neustart hatte. Ich habe aber in den vier Jahren dazwischen die beste Zeit als Spieler
verpasst. Für einen Profi ist das eine Katastrophe, weil du kannst die Zeit natürlich nicht mehr
nachholen und musst verletzungsfrei bleiben. Das war ich leider nicht, denn auch danach
kamen wieder einige Verletzungen dazu, weswegen ich dann endgültig mit 24 die
Profikarriere beendet habe. Davor habe ich glücklicherweise noch die Ausbildung zum
Tennistrainer gemacht. Das war gut, weil man sich sonst eigentlich kaum Gedanken über die
Karriere nach dem Tennis macht. Man träumt davon, mit Tennis sein Geld zu verdienen, die
Realität holt einen aber schnell wieder ein und erst dann machen sich die meisten Gedanken.

Was kannst du aus den Trainings, die du selbst hattest mitnehmen und was willst du
verbessern?

Meine Trainings waren auf sehr viele Wiederholungen bezogen, das waren regelrechte Drills.
Das geht hier natürlich nicht, das kann und soll man nicht machen und es ist ja auch nicht
notwendig. Was ich aber mitnehme, ist viel Geduld. Was ich sehr gut kann, ist es, mich in die
andere Person hineinzuversetzen und deren Probleme zu verstehen. Damals hätte ich mir
gewünscht, dass es jemanden gegeben hätte, der mir das gesagt hat, das hole ich jetzt bei
„meinen“ Schützlingen nach. Ich merke das viele, wenn sie einen Ball verschlagen, den Kopf
hängen lassen. Ich versuche sie dann natürlich aufzubauen, weil die Leute kommen ja
schließlich her, um den Platz mit einem Lächeln zu verlassen. Im Endeffekt geht es darum,
sich selbst zu verbessern und Spaß zu haben

Wie würdest du deine Trainingseinheiten beschreiben?

Zuerst schaue ich mir beim Einspielen kurz an, wie diejenige Person spielt. Die Übungen
später sind dann maßgeschneidert zusammengeschnitten und beruhen auf meinen
ehemaligen Trainings, weil sie einfach was bringen. Viele TrainerInnen spielen die Bälle
einfach schön aus der Mitte zu und man muss nicht laufen. Aber das ist kein Tennis, bei mir
ist das anders. Die Leute müssen schon auch laufen, weil wenn sie dann später Match
spielen, werden die GegnerInnen ja auch nicht die Bälle schön zuspielen.

Was macht dir als Tennistrainer am meisten Spaß?

Mir macht es Spaß, wenn es meinem Gegenüber Spaß macht und man das merkt. Man spürt
die Dankbarkeit, die habe ich als Tennisprofi nicht gespürt, das ist etwas Neues für mich. Das
ist viel mehr wert als Geld. Man merkt, der Weg stimmt und man kann sich als Tennistrainer
weiterentwickeln.


Lieben es Trainer wirklich ihre Schützlinge „leiden“ zu sehen?

Nein. Also wenn meine Schützlinge das brauchen, macht ich das aber nur, weil man explizit
Schwächen ausmerzen will. Wenn die Bewegung das Problem ist, muss man natürlich
spezifische Übungen machen, bei denen die Bälle aus der Bewegung heraus geschlagen
werden. Als Trainer muss man reagieren und die Übungen so zusammenstellen, dass sie eben
das Gegenüber weiterbringen.

Du hast in deinem Leben schon viele Tennismatches bestritten, welches war dein
schwerstes?

Daran kann ich mich noch erinnern. Da gab es mal ein ÖTV Turnier im 20. Bezirk, in der
zweiten Runde habe ich gegen einen Wildcard-Spieler gespielt. Ich war haushoher Favorit,
hab den ersten Satz gewonnen und hätte auch den zweiten Satz nach Hause spielen können,
habe aber plötzlich bemerkt, dass ich einen Sonnenstich bekomme. Es war Mittagszeit und
ich glaube, es war einer der bisher heißesten Tage in Wien. Da musste ich wirklich kämpfen,
habe mich bei 5:5 im zweiten Satz neben dem Court übergeben müssen und mich dann
wieder auf den Platz geschleppt. Mein Bruder hat gesagt, ich soll das Match abbrechen, aber
das wollte ich nicht. Ich habe dann ein Medical Timeout genommen, bin raus gegangen und
in der Kabine beinahe kollabiert. Mein Bruder hat mich gehalten und ich wollte noch immer
nicht aufgeben, weil ich gedacht habe, ich schaffe das. Kaum war ich am Platz, bin ich schonwieder zu Boden gegangen und der Schiedsrichter hat die Partie abgebrochen, erst dann
habe ich W. O. gegeben. Das war körperlich und mental unglaublich hart.

Was für Lehren ziehst du aus der Partie?

Man hat nur eine Gesundheit. Man kann so ehrgeizig sein, wie man will, aber es ist alles
nichts wert, wenn man seine Gesundheit aufs Spiel setzt.

Was ist für die Zukunft bei Circle 8 geplant?

Erstmal eine sehr gute Damenmannschaft für die Meisterschaft im nächsten Jahr
zusammenzustellen. Da haben wir sehr guter Kandidatinnen, aber es fehlt die professionelle
Betreuung. Ich sehe mich da als idealen Kandidaten und ich bin der Meinung, dass wir dann
nächstes Jahr den Aufstieg schaffen können. Bei den Herren fehlen noch die Konstanz und die
regelmäßigen Matches auf hohem Niveau. Da müssen wir viel gegeneinander spielen, damit
man lernt, wie man mit dem Stress in einem Match umgeht. Ich habe hier aber nicht nur
Zukunftspläne aus der Sicht eines Tennistrainers, sondern auch aus der wirtschaftlichen Sicht
mit meiner Werbemittelagentur. So möchte ich hier als Headcoach Circle 8 noch größer und
populärer machen und wir schauen, dass wir in Zukunft eventuell noch zwei Plätze
dazubekommen und mehr Mitglieder aufnehmen und mehr Trainings und Matches machen
können. Schön langsam, Step by Step. Ich bin guter Dinge, dass man bei Circle 8 einiges
erreichen kann, vor allem gemeinsam.

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